Folienverpackungen existieren zu großem Anteil als Multilayer, bestehen also aus mehreren Schichten verschiedener Kunststoffe oder von Aluminium und Kunststoffen. Grund dafür sind hohe Anforderungen etwa bei Lebensmitteln, wie zum Beispiel zur Hygiene und Haltbarkeit. Die flexiblen Verpackungen tragen so unter anderem zur besseren Haltbarkeit von Nahrungsmitteln bei und damit zu geringerer Lebensmittelverschwendung. Die Kehrseite der Medaille: Diese Behältnisse werden zum aktuellen Zeitpunkt nicht hochwertig recycelt, ihre Rohstoffe können nicht erhalten werden.
Neben den unterschiedlichen Materialien stellt auch die Bedruckung von Kunststoff-Folien eine große Herausforderung für das Recycling dar. Hier besteht Bedarf an Lösungen, die das aktuelle mechanische Recyclingverfahren nicht abdecken kann.
Hohe Rezyklatqualität trotz Druckfarben
Annett Kaeding-Koppers hat mit der Projektgruppe PrintCYC bereits Ende 2022 aufgezeigt, dass die Thermostabilität der Druckfarben Einfluss auf die Qualität von Kunststoffrezyklaten beim mechanischen Recycling hat. Im aktuellen Mindeststandard der Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) ist das Thema erstmalig adressiert. „In einem weiteren Forschungsvorhaben von Annett Kaeding-Koppers werden Ansätze geprüft wie beim mechanischen Recycling trotz Druckfarbeneintrag die Rezyklatqualität erhöht werden kann. „Die Veröffentlichungen dazu erwarten wir gespannt“, so Dagmar Glatz, dm-drogerie markt.
Das lösemittelbasierte, also physikalische, Recycling bietet für stark bedruckte flexible Verpackungen aus unterschiedlichen Polymeren hohes Potential, um hochwertig werkstofflich verwertet zu werden. Bei den Stakeholdern in der Kreislaufwirtschaft ist das Verfahren bis dato nur wenig im Fokus. Es ist neben dem mechanischen Recycling ebenfalls ein energiearmes und ressourceneffizientes Verfahren, da auch hier die Polymerstruktur erhalten bleibt und nicht wie beim chemischen Recycling aufgebrochen wird. Additive wie Farbstoffe lassen sich jedoch entgegengesetzt zum mechanischen Recycling extrahieren.
Fachaustausch zu pyhsikalischem Recycling
Um die Themen besser zu durchdringen, hat das Forum Rezyklat Expert:innen zu einem Lounge-Event eingeladen. Zunächst wurden dabei nochmals die unterschiedlichen Recyclingtechnologien für Kunststoffe erläutert. Da auch ein besserer Wissensstand zur Höhe der CO2-Emissionen beim Recycling als notwendig angesehen wird, wurde auf die JRC-Studie verwiesen. Die gemeinsame Forschungsstelle Joint Research Center (JRC) der Europäischen Kommission vergleicht und bewertet in der Studie „Environmental and economic assessment of plastic waste recycling” Kunststoffabfallrecycling- und Energierückgewinnungstechnologien.
Jochen Neubauer und Andreas Mäurer vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV infomierten die Teilnehmer:innen des Lounge-Events über Möglichkeiten und Grenzen des vielversprechenden physikalischen Recyclings. Laut der beiden Experten entsprechen die Rezyklatqualitäten z um Beispiel im Bereich der mechanischen Eigenschaften der Qualität von Kunsstoff-Neuware. Darüber hinaus scheint die toxikologische Belastung der Rezyklate sehr gering zu sein. Des Weiteren gibt es bereits in mehreren Ländern Anlagen im industriellen Maßstab, die flexible Verpackungen erfolgreich recyceln.
„Für jeden Kunststofftyp und seinen Anwendungsfall muss das energieärmste Recyclingverfahren gefunden werden. Es gibt noch viele offene Fragestellungen und gleichzeitig werden viele Potentiale erkannt. Dafür braucht es das Verständnis aller Stakeholder, vor allem der Inverkehrbringer und Recycler. Daher ist es unerlässlich, dass alle Stakehoder gemeinsam weiter lernen“, erklärt Dagmar Glatz, dm-drogerie markt.
Status Umstellung von Multilayer auf Mono-Folienverpackungen
Im Vorfeld der Lounge wurde bei den Teilnehmer:innen ihre Strategien und der Entwicklungsstand hinsichtlich Umstellungs von Mulitlayern auf Mono-PE bzw. Mono-PP Folienverpackungen abgefragt. Der Großteil gibt an, mitten in der Umstellung zu sein, oder sogar sein komplettes Portfolio bereits umgestellt zu haben.