Die im April 2024 vom EU-Parlament angenommene EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) stellt das industrielle Recycling durch Mindestziele für den Rezyklatanteil in Kunststoffverpackungen vor neue Herausforderungen. Sie fordert Rezyklatanteile, auch für Lebensmittelverpackungen, und eine Recyclingquote von mindestens 55 Prozent bei Kunststoffen. Forderungen nach Rezyklatquoten bei Kunststoff gibt es auch in anderen Anwendungsbereichen, sodass die gesamte Kunststoffbranche vor ähnlichen Herausforderungen steht.
Im Verpackungsbereich muss der Rezyklatanteil insbesondere in kontaktsensitiven Anwendungen von Lebensmittel- und Kosmetikprodukten deutlich gesteigert werden, um die Anforderungen zu erfüllen. Entsprechende Rezyklatqualitäten erhoffen sich einige betroffene Stakeholder aus chemischen Recyclingverfahren. Die dazu verfügbaren Kapazitäten reichen auch 2030 für die erforderlichen Mengen nach Meinung von Expert:innen nicht aus. Das mechanische Recycling kann als energie- und materialeffizientestes Kunststoffreyclingverfahren zwar entsprechende Mengen zur Verfügung stellen, jedoch nicht in der geforderten Rezyklatqualität.
Kunststoffrecycling aus industrieller, wissenschaftlicher sowie politischer Perspektive
Bei einem fachlichen Austausch des Forum Rezyklat zu den Möglichkeiten des mechanischen Recyclings von Polyolefinen beleuchtete Professor Achim Grefenstein Ende November das Thema Kunststoffrecycling aus industrieller, wissenschaftlicher sowie politischer Perspektive und setzt Akzente für die Zukunft der Forschung bei Recyclingverfahren.
Der wissenschaftliche Direktor für Kreislaufwirtschaft am Aachener Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) gilt als ausgewiesener Experte für Kunststoffrecycling. In seinem Vortrag für das Forum Rezyklat betonte er, dass die aktuelle Regulatorik „eine deutliche Neuausrichtung der Industrie erfordert“.
Er verwies in diesem Zusammenhang auf das zum 1. Januar 2025 am IKV startende und auf zwei Jahre angelegte gemeinschaftliche Industrieprojekt Loopcycling. Es dient der Verbesserung von industriell verfügbaren rLDPE aus Haushalt-PCR, also aus von Verbaucher:innen entsorgten Produktverpackungen, gewonnen Rezyklatqualitäten. LDPE, also Low-Density Polyethylene, werden typischerweise in Anwendungen wie Plastiktüten, Schrumpffolien für Käse, Tiefkühlverpackungen, Flaschenverschlüsse und Müllbeutel eingesetzt. Im Rahmen des sogenannten Monomaterialansatzes kommt das Material zukünftig auch in allen Anwendungen, in denen heute noch überwiegend Laminate aus PET und PE genutzt werden, zum Einsatz.
Umgang mit Druckfarben beim Recycling
Ziel des Projekts Loopcycling ist es laut Grefenstein, die Qualität der aus dem mechanischen Recycling entstandenen Rezyklate mit konsequenter Kombination der besten industriellen Verfahren deutlich zu erhöhen.
Der Umgang mit Druckfarben, soll aufbauend auf Ergebnissen beispielsweise von der Initiatve PrintCYC oder von reusableInks weiter erforscht werden. Hierbei geht es insbesondere um die Fragestellung, welche konkreten Druckfarben sich besser entfärben lassen.
Grefenstein betonte außerdem, dass die thermische Stabilität von Druckfarben, die auf Nitrozellulose basieren, für das Recycling zwar zu niedrig seien, sich jedoch im Vergleich zu denen, die auf Polyurethan basieren, besser entfärben ließen. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden nicht nur auf das LDPE-Recycling Auswirkungen haben, sondern auch auf das von Verpackungen mit dem thermoplastischen Kunststoff PP flex.
Die Community ist sich einig, dass der Recyclingprozess optimiert werden muss. Dass die Rezyklatpreise dem Entgegenstehen wurde auch in dieser Runde wiederholt angesprochen. Auch waren sich die Teilnehmer:innen des Austausch einig, dass es baldmöglichst ein faires Level Playing Field zwischen Virgin Material und Rezyklaten benötigt.
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